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Die Menschheit schafft sich ab by Harald Lesch and Klaus Kamphausen (2016) (read in 2019)

Published by marco on

Disclaimer: these are notes I took while reading this book. They include citations I found interesting or enlightening or particularly well-written. In some cases, I’ve pointed out which of these applies to which citation; in others, I have not. Any benefit you gain from reading these notes is purely incidental to the purpose they serve of reminding me what I once read. Please see Wikipedia for a summary if I’ve failed to provide one sufficient for your purposes. If my notes serve to trigger an interest in this book, then I’m happy for you.

This book presents a history of mankind and its efforts that begins in the very early universe and slowly focuses its lens on the modern day. It falls into the category of two other books I’ve read this year, Eine Kurze Geschichte der Menschheit and Summa Technologiae. All of these books offer a sweeping look at human and galactic history and scientific knowledge, which serve as a basis for predictions. Harari predicts cybernetics and AI. Lem does as well. Lesch and Kamphausen predict climate catastrophe.

They take us from the Big Bang and the invention of knowledge, the discovery of our planet, continents and then into how the anthropocene has the Earth in its grip.

The authors discuss the conditions and events that led to life on Earth and then the various forms that it took over the eons. They do this in order to juxtapose it against the profound effect that mankind is having on the planet in a comparably ridiculously short amount of time.

While it took hundreds of millions of years for the remains of dinosaurs and plants to turn into pockets of oil and gas in the lithosphere, mankind is now using 1,000,000 years worth of these supplies every year.

Fish of all kinds were five times more abundant as recently as the 1950s and we’re taking out twice the replacement rate every year.

We’ve killed off almost every creature larger than a cockroach and replaced it with our paltry few domesticated breeds. We burn and burn and burn, emitting far more CO2 than can be reasonably absorbed by the vegetation that we aren’t clear-cutting to make way for monoculture crops.

We’re wiping away topsoil in arable lands at prodigious rates.

While the book is quite science-heavy, it’s accessible to anyone with a passing interest in the sciences and a modicum of intelligence and willingness to learn. The two authors are both professors and have an entertainingly didactic approach to their material, making sure to define their terms and provide explanation of not-so-common concepts. They definitely make an effort to show just how proven the case is that mankind is doing nearly everything wrong in its approach to using the only home it has. There is no room for doubt that we are driving directly at an immovable wall.

The authors discuss how western civilization—with its amoralism and naked greed and egocentrism—is the main driving force and reason for our predicament. They include a detailed history, with some truly horrific anecdotes:

“Die Neue Welt zählte um 1500 etwa 100 Millionen Menschen, so viele wie die Alte Welt. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden mehr als 90 Millionen Indianer in Nord-, Zentral- und Südamerika von den Krankheitserregern aus dem Abendland dahingerafft, während sich hundert Jahre nach Einführung der Kartoffelknolle die Bevölkerung auf der anderen Seite des Atlantiks verdoppelte. Eine nahrhafte Entwicklungshilfe.”

Before the discovery of the new world, western civilization had already driven itself to the wall once.

“Europa stand Ende des 15. Jahrhunderts unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet an einem Punkt, der mit der heutigen globalen Situation vergleichbar ist. Die Wälder waren fast vernichtet, die meisten Gewässer verschmutzt, die nötigen Rohstoffe so gut with verbraucht, die Nahrung war knapp.”

However, because the population was so much smaller and had not yet industrialized, the damage it did to the planet was limited. It was driving its own extinction, but hadn’t yet grown dangerous enough to take the rest of the biosphere with it.

It is very clearly the naked and greed-driven capitalism—a form that ignores costs it incurs (e.g. environmental costs) in order to have more for itself—that is the problem, according to the authors (and, quite frankly, science and common sense):

“Das Eindringen in die Natur der Dinge ist im Anthropozän von herausragender Bedeutung. Aus den technologischen Entwicklungen ergibt sich dann zwangsläufig der Bedarf nach Rohstoffen und Energie. Die sollen natürlich möglichst billig sein, damit die ökonomischen Vorgaben, also die Renditeerwartungen, erfüllt werden können.”

And it’s not only other species that suffer and die off in droves under this rapacious system. The system really only “works” for a very small percentage of humanity itself. That small part holds the rest of the world in thrall, commandeering their meager produce in order to enrich themselves.

“Wir wissen, die Erde wird nicht wachsen, aber unsere Ansprüche wachsen, – und die Ungerechtigkeit und Ungleichheit wachsen mit.

“Müssen wir den Planeten zerstören und andere Menschen in Armut halten, um unser Leben in gewohntem Maß – oder sollte man besser sagen, in gewohnter Maßlosigkeit – fortzuführen?”

This system has a tremendous number of victims, not only in the rest of the species, but also in humans:

“Der Hunger tötet welt-weit ungefähr 100.000 Menschen täglich. Kaum jemand spricht über diesen Völkermord, von Abhilfe ganz zu schweigen.”

The victims are not only in the present but also in the future. Our desire for “freedom” uses up resources that are not ours, but that our worldview in no way prevents us from using. We blindly assume that if it has been made available or can be obtained, then it is ours to have.

“Freiheit ist erstens der Kneipenbesuch, und zweitens, dass der Wirt Heizpilze auf den Gehsteig stellt, damit man auch im Januar den Wein und den Barsch draußen genießen kann. Freiheit ist, dass Amerikaner 6,6 Milliarden Kilowattstunden Strom allein für die Weihnachtsbeleuchtung aufwenden, mehr als Tansania im gesamten Jahr verbraucht. Freiheit ist, ein Auto zu bauen (und zu kaufen), das pro Kilometer 224 Gramm Kohlendioxid ausstößt.”
“Wir leben in einer so unbedingten Freiheit, dass wir der Meinung sind, dass Mobilität gleich Bewegungsfreiheit sei. Egal was es kostet, was es die Natur oder die zukünftigen Generationen kostet—das ist völlig egal. Unsere unbedingte Freiheit steht über allem.”

We are using up these resources at a completely irreplaceable rate:

“Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die jetzige Form von Mobilität, die diesem unbedingten Freiheitsbegriff unterliegt, zu einem unbedingten Verbrauch führt. Wir haben keine Möglichkeiten dieses Verbrauchte zurückzuholen.”

The solution is obviously to stop doing all of this, but the outlook is bleak.

“Es ist ein bisschen so wie mit dem kategorischen Imperativ. Niemand von uns kann so leben, dass alle seine Handlungen zum allgemeinen Gesetz er hoben werden. Aber er kann sich das Ziel setzen. Er sollte zumindest wissen, wie es richtig wäre und sich daran orientieren.”
“Scheinbar sind wir auf der Erde in diesem Irrsinn verfangen und als Besitzer solcher Derivate der Meinung: Komm, lass uns doch lieber darauf spekulieren, dass das Ding kaputtgeht. Nur—was machen wir dann? An wen soll die Versicherung auszahlen?”

They include several essays from other authors about various current topics, like the efficacy of the “Energiewende” in Germany or the efforts at changing habits and usage in various countries in Europe (though with a focus on Germany).

Citations

“Sie kennen doch den Unterschied zwischen Vernunft und Verstand, oder? Der Verstand ist das Instrument der Vernunft, was uns zum vernünftigen Handeln befähigt. Die Vernunft bestimmt mit Weisheit und Moral unsere Handlungsweisen. Und was hat Kopernikus gesagt?

“Seid nicht wie die Tiere! Richtet euch nicht nur nach euren Sinnen, die euch vormachen, dass sich die Welt um euch herum dreht. Nein, es gibt allgemeinere Prinzipien, derer unsere Vernunft mittels unseres Verstandes habhaft werden kann.”

“Diese Prinzipien können uns viel mehr über die Welt verraten, als das, was unsere Sinner uns vorgaukeln.”

Page 21
“Wenn ein Wissenschaftler sagt, wir haben hier einen Teil des Universums, und dieser Teil funktioniert so ähnlich wie das, was wir von der Erde kennen, dann ist das auch schon sehr bedeutend. Aber zu behaupten, dass das, was wir von der Erde kennen, die physikalischen Gesetze, die Strahlung, der Aufbau der Materie, die Lichtgeschwindigkeit, die Ladungen und vieles mehr, dass das alles überall im Universum genauso funktioniert – so etwas kann doch keiner wissen, niemand kann es überprüfen.”
Page 29
“Schauen wir uns die nächsten Milliarden Jahre im Zeitraffer an. Selbst nach über einer Milliarde Jahre praktizierter Photosynthese im Wasser war noch nicht viel Sauerstoff in die Atmostsphäre gelangt. Der meiste Sauerstoff blieb im Meer und wurde dort chemisch zur Eisenoxidation genutzt. Die biochemischen Kreisläufe führten zu einem immensen Wachstum an Bakterien. Sonst passierte eigentlich nichts. Blicken wir mit dem Fokus auf das Leben auf die gesamte Erdzeit, dann existieren in 90 Prozent der Zeit nur Bakterien und Einzeller. Bakterien ohne Zellkern, die Prokaryoten, und die 10.000-mal größeren Eurkaryoten oder Eurkaryonten mit einem Zellkern.”
Page 66

“Vorher gab es, wenn überhaupt, immer nur allerkleinste Variationen eines bereits bekannten Themas. Natürlich kann man auch bei den Bakterien Evolution beobachetn, man muss sich nur in Geduld üben. Die einfache Vermehrung durch Verdopplung vollzieht sich rasant, aber Veränderungen dauern ziemlich lange.

“Bei den Eukaryonten ist das ganz anders. Jedes neue Lebenwesen stellt eine neue Kombination dar.”

Page 74
“Mit diesen Ergebnissen gehen wir an die Rekonstruktion historischer Abläufe. Deswegen wissen wir , wie alt das Kohlenstoffmaterial ist, das wir da verbrennen. Wir wissen, was passiert, wenn wir Kohlenstoff oxidieren und welche Energiemengen dabei frei werden. Das alles wissen wir. Zumindest weiss das eine relativ kleine Gruppe, die sich mit Wissenschaft beschäftig oder sich dafür interessiert.”
Page 83
“Sesshafte Kulturen neigen dazu, Arbeit aufzuteilen. Der eine macht dies, der andere jenes. Es bildeten sich Spezialisten heraus, die besser als der Durchschnitt waren.”
Page 135
“Man könnte es auch ganz anders betrachten. Man könnte direkt an den Anfang des Lebens zurückgehen, also vor vier Milliarden Jahren und fragen: Was war eigentlich der wesentliche Unterschied zwischen einer Erde ohne und einer mit Lebewesen? Der Unterschied ist, Lebewesen fangen sofort an, sich den äußeren Bedingungen entweder anzupassen oder ihnen auszuweichen. Scheinbar als hätten sie einen Willen. Die gleichen Atome, die in einer Zelle zu einer Membran zusammengebaut sind, würden sich als einzelne Atome in keiner Weise so verhalten. Aber weil sie in einer bestimmten Struktur auftauchen, entwickeln sie Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, zum Beispiel gewisse Konzentrationssteigerungen innerhalb einer Zelle zu verbessern und damit den Zellbetrieb aufrechtzuerhalten. Wären sie nicht in dieser Struktur, könnten die Atome das nicht.”
Page 144
“Seine erste Reise hatte Kolumbus mit 87 Männern und drei Schiffen unternommen, bereits seine zweite Expedition zählte 17 Schiffe und 1.500 Männer. Dazu brachten die Spanier eine große Zahl von Hausschweinen und Pferden in die neue Welt.”
Page 173
“Die Neue Welt zählte um 1500 etwa 100 Millionen Menschen, so viele wie die Alte Welt. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden mehr als 90 Millionen Indianer in Nord-, Zentral- und Südamerika von den Krankheitserregern aus dem Abendland dahingerafft, während sich hundert Jahre nach Einführung der Kartoffelknolle die Bevölkerung auf der anderen Seite des Atlantiks verdoppelte. Eine nahrhafte Entwicklungshilfe.”
Page 173

“Europa stand Ende des 15. Jahrhunderts unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet an einem Punkt, der mit der heutigen globalen Situation vergleichbar ist. Die Wälder waren fast vernichtet, die meisten Gewässer verschmutzt, die nötigen Rohstoffe so gut with verbraucht, die Nahrung war knapp.

“Europa entdeckte einen neuen Kontinent und konnte so seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Wir haben heute aber nur diese eine erde und keine Neue Welt, die entdeckt und ausgeplündert werden kann.”

Page 174
“Es wurden Götter verehrt, es wurde das Individuum verehrt – aber jetzt hat man etwas Abstraktes. Die abendländische Gesellschaft wandelt sich in eine Gesellschaft des Abstrakten. Sie wird sich weiter von der unmittelbaren Anschauung entfernen und dabei Wissenschaftsbereiche erschließen, die heute allgemein geläufig sind, damals aber eine Revolution darstellten.”
Page 187

“Das erste Kraftwerk, das Sonnenstrahlung nutzen sollte, entstand bereits – zumindest in Gedanken – in den ersten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts. Es sollte viele Jahrzehnte dauern, bis mal wieder jemand auf die Idee kam die Sonnenstrahlung für die Produktion von Strom anzuzapfen.

“Der Erste Weltkrieg hat viele Entwicklungen zerstört. Er war aber auch ein Schlachtfeld der neuen Technologien. Die damals ein-gesetzte Waffentechnik war für ihre Zeit Hightech. Heraklit hatte schon recht: Der Krieg ist oft der Vater aller Dinge. Für die Grundlagenforschung und die technologische Entwicklung der Wissenschaft war das Militär schon immer ein großer Geldgeber.

“Neben der Ökonomisierung findet auch eine Militarisierung der Welt statt. Militarisierung, Kolonialisierung, Globalisierung. Das Ganze funktioniert nur, weil die Physik, die Chemie, die Biologie, die Geowissenschaften mitmachen. Kausalitäten anbieten, Ursache-Wirkung-Erkenntnisse. Dieses fast lückenlose Wissen kommt in die Welt, und die macht damit, was sie will. Und was will sie? Die einen wollen Geld, die anderen Kontrolle und Macht.”

Page 207

“Die Lichtgeschwindigkeit ist für uns völlig unvorstellbar. Das gilt auch für das Planck’sche Wirkungsquantum als kleinste Einheit von Wirkung. Unvorstellbar! Trotzdem wird sich auf die Formeln E = mc2 der speziellen Relativitätstheorie und dem E = h × f von Planck alles gründen, was von nun an im 20. Jahrhundert technologisch von Bedeutung ist.

“Das Eindringen in die Natur der Dinge ist im Anthropozän von herausragender Bedeutung. Aus den technologischen Entwicklungen ergibt sich dann zwangsläufig der Bedarf nach Rohstoffen und Energie. Die sollen natürlich möglichst billig sein, damit die ökonomischen Vorgaben, also die Renditeerwartungen, erfüllt werden können.”

Page 210

“Wir wissen, die Erde wird nicht wachsen, aber unsere Ansprüche wachsen, – und die Ungerechtigkeit und Ungleichheit wachsen mit.

“Müssen wir den Planeten zerstören und andere Menschen in Armut halten, um unser Leben in gewohntem Maß – oder sollte man besser sagen, in gewohnter Maßlosigkeit – fortzuführen?

“Es ist keine Zeit mehr für ein Lavieren zwischen gut denken und es könnte doch klappen. Die Menschheit bewegt sich bereits seit mehreren Jahrzehnten, seit 1987, in einem ökologischen Defizit, das von Jahr zu Jahr wächst und mehr Biokapazität des Planeten Erde unwiederbringlich zerstört.”

Page 240

“Umweltökonomische Bewertungen werden oft kritisiert, weil ökonomische Bewertungen von Natur zur Verdrängung moralischer Argumente für den Umweltschutz führen, weil sie auf einem anthropozentrischen Weltbild basieren und monetäre Werte in den Mittelpunkt stellen.

“Diese Kritik ist durchaus gerechtfertigt. Aber den ökonomisch denkenden Menschen der heutigen Leistungsgesellschaft, die Schäden an der Natur als unvermeidbare Begleiterscheinung ih-res Tuns abtun, öffnet diese Zahl vielleicht einen anderen Blick auf die natürlichen Werte der Erde. Oder kennen Sie einen Staat, der seine jährliche Abfallproduktion, die Zerstörung natürlicher Ressourcen und seine jährliche Gesamtemission von CO2 und anderen Klimagasen als Minuswert in die Berechnung seines jährlich erwirtschafteten Bruttosozialproduktes einbezieht?”

Page 241
“In Jean Zieglers Buch Wir lassen sie verhungern, München 2012 steht nachzulesen, dass in dieser Welt voller Überfluss alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert. Für Jean Ziegler ist das nicht nur ein — oder ein Systemfehler, sondern eine Schande, ein Skandal, organisiertes Verbrechen und Massenmord, den es augenblicklich zu beenden gilt. Jean Ziegler. „Der Hunger tötet welt-weit ungefähr 100.000 Menschen täglich. Kaum jemand spricht über diesen Völkermord, von Abhilfe ganz zu schweigen.“”
Page 266

“Aus diesen wenigen Exponentialkurven, aus diesen Wachstums-kurven, diesen Hockeyschlägerkurven lässt sich für einen gesunden Menschenverstand mit einem schnellen Blick ablesen, dass wir nicht weitermachen können wie in den letzten 150 bis 200 Jahren. Irgendwann ist die Party vorbei. Jede dieser Kurven wird irgendwann ein Limit durchbrechen, die Konsequenzen sind nicht mehr berechen- geschweige denn beherrschbar.

“Diese Hockeykurven zeigen uns aber zwei Dinge: Erstens, wir können massive Veränderungen vornehmen und bewirken. Und zweitens: Bisher haben wir das allerdings in die falsche Richtung getan.”

Page 317

“2015 wurden weltweit 3,5 Milliarden Flugpassagiere gezählt. Für 2035 wird die doppelte Anzahl prognostiziert. Knapp 20.000 zivile Passagierflugzeuge sind weltweit im Einsatz. In 20 Jahren werden es nach Prognosen von Airbus und Boeing zwischen30 und 35 Tausend sein. Die Flugkilometer aller Passagiere 2015 addieren sich auf rund 6,3 Billionen Kilometer. Fliegen ist heute so selbstverständlich wie Busfahren.

“Aber warum eigentlich? Klar ist doch: Die fossilen Brennstoffe. Benzin, Kerosin oder Schweröl werden immer weniger und sind endlich. Wieso verbrennen wir dann immer mehr davon, nur um möglichst schnell und luxuriös von A nach B zu kommen? Wie wird die Mobilität in der Zukunft aussehen müssen, ohne dass der Mensch seine Existenz auf diesem Planeten voll vor die Wand fährt?”

Page 380
“Wir leben in einer so unbedingten Freiheit, dass wir der Meinung sind, dass Mobilität gleich Bewegungsfreiheit sei. Egal was es kostet, was es die Natur oder die zukünftigen Generationen kostet − das ist völlig egal. Unsere unbedingte Freiheit steht über allem.”
Page 381
“Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die jetzige Form von Mobilität, die diesem unbedingten Freiheitsbegriff unterliegt, zu einem unbedingten Verbrauch führt. Wir haben keine Möglichkeiten dieses Verbrauchte zurückzuholen.”
Page 381
“Ein kapitalistisches Wirtschaftssystem kann nicht langsamer werden. Es lebt von einer systemimmanenten Steigerungsdynamik; schon durch die Logik der Kapitalakkumulation und der Umschlagsgeschwindigkeiten von Kapital. Aber auch auf der kulturellen Seite gibt es da dieses Moment, die Welt in Reichweite zu bringen, wahrnehmbarer zu machen. Solange wir das nicht mit bedenken, ist die Idee, einfach mal langsam zu machen, allenfalls funktionale Entschleunigung.”
Page 386

“Es ist ein bisschen so wie mit dem kategorischen Imperativ. Niemand von uns kann so leben, dass alle seine Handlungen zum allgemeinen Gesetz er hoben werden. Aber er kann sich das Ziel setzen. Er sollte zumindest wissen, wie es richtig wäre und sich daran orientieren. Mehr als eine Leitlinie kann auch diese Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung nicht sein. Bleibt die Hoffnung, dass möglichst viele Menschen diese Vorgaben beherzigen und umsetzen, damit sich bis 2030 auf der Welt tatsächlich etwas ändert.

“Wir wissen alle, dass solch ambitionierten Ziele nicht vollständig erreich: werden können, aber manchmal ist es schon besser, nach dem absolut Unmöglichen zu streben, damit das Mögliche überhaupt erreicht werden kann. In diesem Sinne machen Sie mit!”

Page
“Natürlich können wir uns fragen: Was macht den Menschen aus? Ist es der freie Wille? Eine Diskussion, die wir aus der Hirnforschung kennen. Die bestreitet, dass wir einen freien Willen haben. Das ist eben genau diese Pervertierung der wissenschaftlichen Vernunft, die auch im Bereich der künstlichen Intelligenz zu einer gewissen Hybris führt. Dass wir glauben, dass der Mensch nicht mehr als ein Zahlengebilde sei, das man vermessen, steuern, analysieren und prognostizieren kann. Der Mensch wird auf das Biologistische reduziert.”
Page 398

“Es kommen teilweise Geschäftsmodelle auf, die einfach non-compliant sind, die stehen nicht im Einklang mit der Rechtsordnung. Solche Beispiele finden wir bei Uber, bei Airbnb. Wir wissen, dass das eigentlich illegale Hotel- oder illegale Personenbeförderungsbetriebe sind. Trotzdem sind es neue Ideen, die durch die Digitalisierung möglich wurden.

“Die Frage ist, was haben wir auf der einen Seite an schützenswerten Dingen im sozialen Bereich, im Bereich der mensch-lichen Arbeit mit einer entsprechenden Entlohnung?

“Müssen wir das zerstören lassen, nur weil die Digitalisierung andere Geschäftsmodelle ermöglicht, oder wollen wir das schützen? Da muss es zur Debatte kommen. Wenn wir das einfach so laufen lassen, dann geht es erst mal sehr durcheinander. Weiter setzen wir etwas aufs Spiel, was wir eigentlich als gute Gesellschaftsordnung empfinden.”

Page 400

“Es ist ja gut und wichtig, dass dieser Tage so leidenschaftlich über Flüchtlingsströme, Terror und die Zukunft Europas diskutiert wird. Zugleich ist es erschreckend, wie wenig über die Zusammenballung des Kapitals in den Händen einiger weniger geredet wird. Da könnte es nämlich einen Zusammenhang geben.

“„Empört Euch”, hatte der französische Intellektuelle und Résistance-Kämpfer Stephane Nessel einst die Jugend im Kampf gegen den Finanzkapitalismus ermahnt.”

Page 409

“[…] die Vereinten Nationen [sind] das Beste was wir haben. Es gibt keinen anderen Völkerbund. Es gibt für uns keine Alternative, als immer wieder aufs Neue die Menschheit aufzurufen, sich an solchen Zielen zu orientieren und zu versuchen, sie zu erreichen.

“Es ist ein bisschen so wie mit dem kategorischen Imperativ. Niemand von uns kann so leben, dass alle seine Handlungen zum allgemeinen Gesetz er-hoben werden. Aber er kann sich das Ziel setzen. Er sollte zumindest wissen wie es richtig wäre und sich daran orientieren. Mehr als eine Leitlinie kann auch diese Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung nicht sein. Bleibt die Hoffnung, dass möglichst viele Menschen diese Vorgaben beherzigen und umsetzen, damit sich bis 2030 auf der Welt tatsächlich etwas ändert.”

Page 424
“In einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung schrieb Detlef Esslinger: „Es wäre geboten, die Lebensart in den reichen, freien Gesellschaften als beides wahrzunehmen: als Errungenschaft und als gigantisches Problem. Gelebt wird hier ein Freiheitsverständnis, das absolut ist. Nichts ist den Menschen hier fremder als Beschränkung im persönlichen Alltag. Freiheit ist erstens der Kneipenbesuch, und zweitens, dass der Wirt Heizpilze auf den Gehsteig stellt, damit man auch im Januar den Wein und den Barsch draußen genießen kann. Freiheit ist, dass Amerikaner 6,6 Milliarden Kilowattstunden Strom allein für die Weihnachtsbeleuchtung aufwenden, mehr als Tansania im gesamten Jahr verbraucht. Freiheit ist, ein Auto zu bauen (und zu kaufen), das pro Kilometer 224 Gramm Kohlendioxid ausstößt.“”
Page 429
“Das erinnert fatal an die alte Sowjetunion, als versucht wurde, das Klima zu verändern, indem sibirische Flüsse, die eigentlich nach Norden fließen, umgeleitet wurden. Das ging in die Hose. Es ist erstaunlich, wie viele Naturwissenschaftler von diesem Machbarkeitswahn geschüttelt sind.”
Page 435

They’ve used these examples many times, but haven’t mentioned the massive projects in the western Unites States. Phoenix, Los Angeles and Las Vegas wouldn’t exist without giant projects that were equally offensive to nature.

“[…] das Pumpen, Bohren, Schürfen, Explorieren,Transportieren und Raffinieren immer billiger und effizienter wird. Die Vorstellung, dass uns die Mineralien ausgehen − ich sage jetzt: leider − ist völlig verkehrt. Der Erdmantel ist erstaunlich dick. Selbst Erdöl und Gas findet sich da noch eine ganze Menge. Seltene Erden, Gold, was immer man will, ist massenweise da. Aber wie Ugo Bardi in einem eindringlichen Bericht an den Club of Rome geschildert hat, wird die Zerstörung pro gewonnenem Kilo immer schlimmer.”
Page 442
“EUvW: Das ist in den asiatischen Kulturkreisen stärker verankert als in den monotheistischen. Ich setze − vielleicht als typischer Intellektueller − darauf, dass das menschliche Bewusstsein eine der wichtigsten Antriebskräfte ist. Wenn die meisten Menschen in dem Primitivbewusstsein leben, dass es nur darauf ankommt, in einem grausamen Wettbewerb zu bestehen und im Sinne einer kurzfristigen Erfolgslogik immer stärker zu werden, dann kommen wir überhaupt nicht weiter. Wir müssen also dafür sorgen, dass das Bewusstsein der Mehrheit der Menschen schließlich zu einer Ablösung dieses egoistischen, kurzfristigen, zerstörerischen Kapitalismus und der Finanzmarktverherrlichung führt, dass die Mehrheiten das ablehnen und überwinden.”
Page 448

“HL: Wenn wir uns ansehen, wer heute am meisten verbraucht und emittiert, würden Sie dann bei China immer noch sagen …

“EUvW: Also, pro Kopf sind die Chinesen gar nicht so schlecht. Und im Übrigen, in dem 13. Fünfjahresplan hat das Zentralkomitee stramme Umweltveränderungen vorgeschrieben, das ist beschlossene Sache. Ich finde, die Chinesen sind allein schon aus diesem Grund sehr zu loben. Noch etwas, das viel dramatischere Auswirkungen hat: China ist das einzige Land der Erde, das eine Stabilisierung der Bevölkerung geplant und durchgesetzt hat.

“HL: Zugleich hat man den Eindruck, dass sie sehr schnell lernen. Sie machen schnell Fehler, lernen aber auch daraus. Bei den Erneuerbaren Energien, ob Windkraft oder Solarpower, ist China vorn mit dabei. Da können wir Europäer viel abschauen. Warum hängen wir da so nach? Liegt es daran, dass wir schon so eine saturierte Gesellschaft sind?”

Page 449

“Gerade dieses Im-Griff-haben, glaube ich, ist die Hybris der Moderne in all ihren Verirrungen. Wenn ich daran denke, dass wir bei einem Weltbruttosozialprodukt von 70 Billionen Dollar Derivate, also Versicherungsscheine von 700 Billionen halten, ist das ungefähr so, als wenn ich mir ein Auto für 2.000 Euro kaufe und es für 20.000 Euro versichere. Was für ein Interesse habe ich dann noch, dass dieser Wagen heilbleibt? Mein Interesse ist doch viel größer, dass er kaputtgeht.

“Scheinbar sind wir auf der Erde in diesem Irrsinn verfangen und als Besitzer solcher Derivate der Meinung: Komm, lass uns doch lieber darauf spekulieren, dass das Ding kaputtgeht. Nur − was machen wir dann? An wen soll die Versicherung auszahlen?

“Wir haben nur diesen einen Planeten. Außerirdische werden uns nicht retten, ganz bestimmt nicht.”

Page 454